Gott der Fülle

by | 22. Nov 2021 | Fanbeiträge

Wissenschaftliche Kosmologie und Spiritualität sind keine Gegensätze. Die Idee einer Schöpfung – Gottes – kann nicht aus dem Nichts kommen.

Es ist Zeit für einen kühnen Gedanken, der einige scheinbare Unstimmigkeiten beseitigt. Als christlich aufgewachsene Person hatte ich, wie viele andere skeptische Menschen, im Laufe der Zeit ein gebrochenes Verhältnis zu Religionen. Trotzdem konnte ich mein ganzes Leben lang ein grundlegendes Vertrauen auf Gott beobachten. Darüber hinaus hat mir das Studium religiöser Schriften die Einsicht gegeben, dass die Autoren trotz aller zeit- und kulturbedingten Unvereinbarkeiten einzelner Passagen mit meinen persönlichen Überzeugungen wahrhaftig keine Dummköpfe waren. Also überlegte ich, wie man die einzelnen Wahrheiten in eine Theorie überführen könnte, die die Widersprüche beinhaltet. Diese Theorie würde dann auch die für uns erkennbare Akzeptanz von Vielfalt in der Welt erleichtern.

Natürlich ist der aktuelle Stand der Wissenschaft mein Ausgangspunkt, denn er beschreibt, was wir wirklich erkennen können. Dies unterscheidet meine Möglichkeit elementar von den rein gedanklichen Konstrukten der Religionsstifter, die damals keine verwertbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Wesen der Welt hatten. Der Versuch der Vereinigung von Wissenschaft und Religion scheint mir derzeit recht unterrepräsentiert. Offensichtlich besteht kein großes Interesse von beiden Seiten, was erfahrungsgemäß mit menschlichen Schwächen wie Angst vor Machtverlust, Angst, sich lächerlich zu machen und anderen zu tun hat. Als Laie in beiden Disziplinen kann ich diese Ängste vernachlässigen.

Die ursprüngliche Idee zu diesem Artikel entstand aus einem Video und insbesondere einer Grafik daraus > Quelle: YouTube > String Theory and the End of Space and Time with Robbert Dijkgraaf > Click picture for Videolink.

Gott der Fülle - Grafik

Die Grafik zeigt unseren aktuellen Kenntnisstand bei der experimentellen Suche nach dem Kleinsten und dem Größten. Eigentlich geht es in dem Video um Stringtheorie, aber da ich nur ein sehr begrenztes Verständnis von Physik habe, extrahiere ich aus den Gedanken die mir zugänglichen Informationen. Ich sehe auf beiden Seiten der Skala eine Art Membran, die derzeit Wissen von vermeintlichen Schlüssen trennt. Im Kleinen handelt es sich im Graphen um eine sogenannte „Quanteninformation“, im Großen um das „Multiversum“. Die Schlussfolgerung aus der Annahme eines Multiversums scheint mir klar: „Wir leben in einem von vielen Universen, deren Gesetze völlig unterschiedlich sein können.“ Wenn wir davon ausgehen, dass Quanteninformation der Ausgangspunkt dieser Universen ist, kommen wir der Grundidee von Gott verdächtig nahe.

Ich gehe hier einen kleinen Schritt zurück zu meinen eigenen Überlegungen, um zu zeigen, warum mich diese Grafik so elektrisiert hat. Künstler werden immer gefragt, wie ein Gemälde, ein Lied oder was auch immer entsteht. Ich kenne die Antwort aus eigener Erfahrung und wird von vielen anderen Künstlern genauso empfunden. Die einfachste Beschreibung der Initialzündung ist das Wort „Idee“. Etwas blumiger formuliert ist es eine Maserung, aus der eine kleine Struktur geformt wird, und der Rest macht diese Struktur dann tatsächlich selbst – unter Anleitung des Künstlers. Ich sage dann immer: „Das Universum macht den Rest“. Wow, das klingt irgendwie nach dem Urknall, oder? Ich habe viele Dokumentationen über den Urknall gesehen, und ein Punkt hat mich immer gestört. Dass ein Universum aus einer Singularität entsteht, wie es die Kosmologie nennt, stimmt noch mit den eben beschriebenen Erfahrungen überein, aber woraus entsteht die Singularität? Meistens wird diese Überlegung mit der Aussage zurückgewiesen, dass wir einfach zu dumm sind, dies zu verstehen. So bleibt die Idee, dass es aus dem Nichts stammt. Dass ALLES aus NICHTS entsteht, steht jedoch im krassesten denkbaren Widerspruch zu unseren Erfahrungen und endet am Ende auch in NICHTS. Dann können wir die Erde getrost auslöschen, bedeutet nichts.

Nun schließe ich einmal mit meinem laienhaften Verständnis aus der Theorie, dass der Ursprung unseres Universums in einer Suppe von Quanteninformationen welcher Art auch immer liegt. Sozusagen als ein Strauß an Informationen, der sich wie die Idee zu einem Song entzündet und ein Universum der Möglichkeiten geschaffen hat. Das macht für mich viel mehr Sinn als die Singularität aus dem Nichts. Es wäre auch anzunehmen, dass die Qualitäten der aus dem Strauß entwickelten Möglichkeiten, wie zum Beispiel Menschen, durchaus etwas mit den ursprünglichen Informationen zu tun haben und nicht absurd „Ideen“ aus dem Nichts aufgreifen. Schon die Existenz des Wortes „absurd“ samt seiner Bedeutung ist ein Indiz für die Endlichkeit unseres Katalogs an Möglichkeiten.

Nun sind wir der Gottesidee einen Schritt näher gekommen, aber es ist nicht der Gott aus dem Nichts, der dann von uns in einen willkürlichen Anzug gestellt wird, sondern der Gott der Fülle. Als kritischer Geist liegt mir nichts ferner, als hier die fahrlässig versäumten Bemühungen der Religionsgewalten zu übernehmen. Diese Arbeit, liebe Religionsehrenträger in euren schicken Gewändern, müsst ihr schon selbst erledigen. Aber ich möchte an dieser Stelle zu einem Dialog zwischen betenden Menschen und Agnostikern aufrufen. Der Strauß der Möglichkeiten hält mehr, als sich gegenseitig für Idioten zu halten.

Das hier beschriebene Denkmodell schließt die Möglichkeit eines Kontakts zur Quanteninformation nicht aus. Ganz im Gegenteil, denn wir können intensiv erfahren, dass beispielsweise die Informationen unserer Herkunft (Eltern) vehement in unserer Persönlichkeit wirken. Es ist immer einen Versuch wert in Form von Spiritualität. Besser als sich gegenseitig umzubringen. Die Idee mag für viele eine inakzeptable weitere Komplexität bedeuten, aber bei genauerer Betrachtung ist sie eine Vereinfachung im Hinblick auf die unerträgliche Idee der materiellen Unendlichkeit. Zumindest unser Universum würde sich als endlich erweisen, und das ist letztendlich unser Spielplatz. Die Ewigkeit wäre dann das Spielfeld unserer Seele und sie kann mit der Unendlichkeit viel besser umgehen als das körperliche Ego.

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