Von Apple Music zensiert

by | 12. Juli 2023 | Fanbeiträge

Wir unabhängigen Künstler sind es gewohnt, von den verschiedenen Multiplikatoren im Musikgeschäft weitgehend ignoriert zu werden. Dies wird uns dann als Wille des Zuhörers verkauft. Tatsächlich lohnt sich durch die Praxis der kostenpflichtigen Streams nur für institutionelle Marktteilnehmer Umsätze in Millionenhöhe. Dies erfordert jedoch eine Vereinheitlichung des Geschmacks, also eine ständige Manipulation seitens der Großen. Aufgrund des Gewinnstrebens kann die entsprechende Auswahl nicht mehr von Menschen getroffen werden, da sie viel zu teuer wäre. Künstliche Intelligenz übernimmt diese Aufgabe. Natürlich fehlen bei aller Kunstfertigkeit der Programmierer ein paar menschliche Dimensionen bei der Beurteilung der Maschinen. Dies führt in Grenzfällen zu bizarren Entscheidungen. Leider sind menschliche Schiedsrichter auch in diesen Fällen für die Spieler immer noch zu teuer. Tausende Fehlurteile werden als Kollateralschaden akzeptiert, solange der Gewinn stimmt. Dabei handelt es sich um despotische Strukturen, die aufgrund der vermeintlichen Harmlosigkeit der Folgen oder aus Unwissenheit von einer großen Mehrheit akzeptiert werden. Das macht die Sache aber nicht bedeutungslos, denn es gibt nicht wenige Menschen, denen einfach ungerechtfertigt ihre Rechte entzogen werden. Spotify, der Platzhirsch im Musik-Streaming-Geschäft, steht seit einiger Zeit in der öffentlichen Kritik. Zwar gibt es einige Dinge, die nicht ganz sauber sind, aber die größten Missstände sind noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt, weil die Massenmedien sehr zurückhaltend gegenüber Machtstrukturen sind und die Betroffenen oft aus Angst vor Konsequenzen für die Verbreitung ihrer Musik schweigen. Irgendwann aber quillt das Fass der Wut über und dann muss sie einfach raus.

Vor ein paar Tagen habe ich ein Musikalbum namens „Far Beyond Understanding“ veröffentlicht. Ein unabhängiger Künstler macht es zusammen mit einem digitalen Musikvertrieb. Alle Ton- und Bilddateien werden auf ein Portal des Vertriebs hochgeladen und viele Metadaten, wie Titel, Komponist und Genre, werden vom Künstler eingegeben. Dieses Projekt wird dann vom Händler an die Verkaufsstellen gesendet.  Es ist zu beachten, dass der Händler bereits eine Prüfung durchführt und bei fehlerhaften Angaben warnt. Einige Dienste akzeptieren bestimmte Genres nicht, was ihr gutes Recht ist, wenn sie Nischenmärkte bedienen. Bei den großen Diensten gibt es in der Regel keine solchen Ausschlüsse, solange keine Gesetze missachtet werden. Ich habe diesen Vorgang über hundert Mal ohne Probleme durchlaufen, bis das oben genannte Musikalbum von Apple abgelehnt wurde. Ich dachte zunächst, es handele sich um ein Versehen und bat den Händler, es erneut einzureichen, aber es wurde erneut abgelehnt. Auf Nachfrage des Vertriebs verstieß das Album gegen eine Apple-Regel: „Es gilt als sehr generisch für Apple Music, daher kann es viele urheberrechtliche Überschneidungen geben.“ Da es sich bei dem Album um eine akustische Meditations- und Seelenreise handelt und es unter das Genre „New Age“ fällt, habe ich etwas recherchiert und Dutzende Alben mit Aufnahmen von Klangschalen gefunden. Was ist allgemeiner als die Aufnahme eines Klangkörpers ohne zusätzliche strukturierte Inhalte? Die 13 Titel meines Albums sind offensichtlich sehr kunstvoll arrangierte und sehr unterschiedliche Musikstücke. Was ist das Problem?

Natürlich arbeite ich immer noch daran, den wahren Grund herauszufinden, aber mir ist jetzt schon klar, dass irgendein Detail ein Urteil ausgelöst hat, das nicht nachvollziehbar ist und sehr wahrscheinlich auch im Dialog von Mensch zu Mensch korrigiert werden würde. Da diese Anfragen und Beschwerden aber den Gewinn schmälern, werden sie gewaltsam in die Ecke gedrängt und ohne Begründung stehen gelassen. Wohl keinem Musikhörer ist bewusst, dass die Dienste Tausende von Streams an unabhängige Musiker nicht auszahlen, weil eine künstliche Intelligenz betrügerische Handlungen erkannt hat. Natürlich gibt es Betrug, aber einfach mit einer Behauptung die Rechtsansprüche Dritter zu untergraben, weil man das eigene Geschäftsmodell nicht im Griff hat, ist schon etwas stark. Es ist wie ein Flatrate-Restaurant, das seine Lieferanten nicht bezahlt, weil die zahlenden Gäste statistisch gesehen nie so viel hätten essen können. Den Betroffenen bleibt nichts anderes übrig, als diesen Machtmissbrauch öffentlich anzuprangern. Wenn der Gegner sich so unhöflich verhält, sollten wir uns auch etwas unhöflicher verhalten, als wir es normalerweise tun würden. Wie man in den Wald schreit, so erklingt es auch. Daher meine Überschrift „Von Apple zensiert“.

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