Das Ende der Musikproduktion

by | 18. April 2024 | Fanbeiträge

Es gibt Entscheidungen im Leben, die sich über mehrere Jahre auf Ihren Tagesablauf auswirken. Als ich mich Ende 2019 dazu entschloss, elektronische Musik zu produzieren, war das eine dieser Entscheidungen. Ich musste viel lernen, da ich seit mehr als 20 Jahren keine Musik mehr gemacht hatte und die rund 120 Produktionen auch Zeit brauchten.

Als ehemaliger Musikprofi war es nicht mit meinen individuellen Seelenmustern vereinbar, Musik nur als Hobby zu betrachten. Daher musste ich mich auch mit modernem Musikmarketing vertraut machen. Das hat viel Zeit gekostet und dieser Aufwand musste irgendwann mit den Ergebnissen abgewogen werden.

Leider war der Erfolg, wie so oft in meinem Leben, sichtbar, aber nicht greifbar. Ich habe in vier Jahren rund 2 Millionen Plays meiner Songs erreicht, was wohl als sogenannter „Respekterfolg“ verbucht werden kann. Wenn ich noch jung wäre, wäre das für mich ein Grund, mich geduldig weiter zu verbessern und weiterzuentwickeln, bis der Durchbruch gelingt. Ich kenne das aus meiner ersten Karriere als Musiker, die nach etwa 10 Jahren solide Früchte trug, aber bereits 10 Jahre später in einem Burnout endete.

Erstens wollte ich dieses Drama nicht wiederholen und zweitens habe ich in meinem Leben nicht mehr genug Zeit für solche Bemühungen. Gestern war das Wetter mies und ich war zudem völlig erschöpft von anstrengenden Renovierungsarbeiten in meinem Wohn- und Arbeitsumfeld. In dieser depressiven Stimmung beschloss ich spontan, die Musikproduktion aufzugeben und mich auf kreatives Schreiben zu konzentrieren. Ich war sofort schockiert über diese Bauchentscheidung, aber der Rückblick auf 4 Jahre elektronische Musikproduktion bestätigte meine Entscheidung. Die Dinge hatten sich organisch in diese Richtung entwickelt, ohne dass ich es bewusst gesteuert hätte. Da war das letzte Album namens „Artificial Soul“, das ich gerade fertiggestellt hatte. Die elf Songs waren alle mit Hilfe künstlicher Intelligenz entstanden und hatten meine Neugier auf neue Technologien ausreichend befriedigt. Damit war dieses Kapitel abgeschlossen.

Noch bedeutender war meine musikalische Entwicklung in den letzten drei Songs, die ich bald veröffentlichen werde. Als wäre eine innere Stimme am Werk, habe ich zwei Songs aus den ersten Wochen meines musikalischen Comebacks neu arrangiert und produziert. Damals hatte ich mir ein „Raumschiff“ vorgestellt Entprima“, wo die intelligente Kaffeemaschine Alexis Musik produzierte, um die Gäste im Speisesaal des Raumschiffs zu unterhalten. In die neuen Arrangements habe ich alles einfließen lassen, was ich in den vier Jahren gelernt hatte. Ich war von den Ergebnissen überwältigt, denn sie schlossen ungewollt einen Kreis und stellen die Quintessenz meines musikalischen Spätwerks dar. Und ganz zum Schluss gab es noch das Lied namens „The Curse of Futility“, das quasi nebenbei entstand. Nachdem ich beschlossen hatte aufzuhören, lief mir ein Schauer über den Rücken, als ich sah, wie hellsichtig der Titel war.

Am Ende lief es auf banale Finanzangelegenheiten hinaus. Mit zunehmenden Fähigkeiten stiegen auch die Anforderungen an meine Ausrüstung. Ich hatte so viel über Mixing und Mastering gelernt, dass ich dieses Wissen natürlich auch in die Praxis umsetzen wollte. Mein 10 Jahre alter Rechner wäre dem nicht mehr gewachsen und mein Produktionsarbeitsplatz hätte meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügt. Letztendlich war es die logische Konsequenz, einfach auf dem Höhepunkt des Möglichen stehen zu bleiben.

Am Erscheinungstag dieses Artikels erscheint mein Buch „Tanze mit den Engeln“. Es geht um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Dort habe ich die Grundlage für die Möglichkeit meiner klaren Entscheidung erarbeitet. Und wieder einmal schließt sich ein Kreis. Eine ausführliche Selbstbeobachtung ist ebenfalls Teil dieses Buches und führt zu der Erkenntnis, dass ein tiefes Bewusstsein für Ambivalenz eine meiner herausragendsten Talente ist. Deshalb ist das Thema Musik für mich mit diesem Schritt noch nicht erledigt. Ich handle nicht frustriert, sondern logisch. Schließlich ist meine Musik keine verderbliche Ware und dennoch für jeden verfügbar. Es wird mir auch eine Freude sein, mich in meiner schriftstellerischen Arbeit weiterhin auf Lieder zu beziehen, damit mein musikalisches Schaffen nicht stirbt.

Meine wohl vorletzte musikalische Reise begann ich mit dem fantastischen „Spaceship Entprima“ und werde mit meinem kreativen Geist neben meiner körperlich-geistigen Erscheinung auf dem Planeten Erde zum Raumschiff zurückkehren. Ich habe festgestellt, dass dieser Hack sehr hilfreich ist, wenn man das Geschehen auf der Erde sozusagen von außen beobachten möchte. Denken Sie nur an die überwältigten Astronauten, die zum ersten Mal die Erde aus dem Weltraum beobachten konnten. Sie konnten diese Gefühle kaum in Worte fassen.

Nachtrag vom 23. April 2024
Das Vorherige klingt so endgültig, aber nichts ist endgültig. Dennoch sitzt es sehr tief. Nun möchte ich mit diesem Nachtrag keine Tür wieder öffnen, die ich gerade geschlossen habe … Moment, warum nicht? Jeden Tag schließen wir Türen, die wir manchmal ganz schnell wieder öffnen. Lassen Sie es mich kurz zusammenfassen. Natürlich habe ich immer noch eine Leidenschaft für Musik und ich würde nichts lieber tun, als den ganzen Tag Musik zu produzieren, aber aus den aufgeführten Gründen ist das unwahrscheinlich, solange sich diese Gründe nicht ändern und das ist auch nicht zu erwarten. Sollte es dazu kommen, bin ich natürlich bereit, ein neues Kapitel zu beginnen. Wir werden sehen.

Captain Entprima

Klub der Eklektiker
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